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Zoomveranstaltung „Die Linke hilft – aber wem und wie?“

Die Diskussion rund um das Image als „Kümmererpartei“ und konkrete Hilfen wie Sozialberatung und Solidaritätsfonds hat in letzter Zeit wieder Fahrt aufgenommen, z.B. durch Erfolge der kommunistischen Partei Österreichs, die stark auf konkrete Hilfen setzen, oder einen von uns initiierten und breit getragenen Antrag auf dem letzten Bundesparteitag in Augsburg, der die Einrichtung eines Solifonds einforderte. 

Wir wollen die konkrete Solidaritätsarbeit innerhalb der Partei stärken. Doch das ist schwieriger als es klingt und es drängen sich viele Fragen auf: 

– Wie schaffe ich ein Angebot, das die Betroffenen erreicht? 

– Was muss ich tun, damit konkrete Solidaritätsarbeit nicht „von oben herab“, sondern auf Augenhöhe stattfindet? 

– Welche Angebote gibt es bereits und woran kann ich mich orientieren? 

Am 24. Januar 2024 um 19 Uhr möchten wir mit Inge Hannemann, Prof. Dr. Gerhard Trabert und euch Möglichkeiten konkreter Solidaritätsarbeit diskutieren. Tupac Orellana aus dem Parteivorstand wird die Veranstaltung moderieren. Wir beginnen um 19 Uhr. 

Einwahl-Link: https://us06web.zoom.us/j/85794742944?pwd=F6sENHs355zkLXw57Dbxg1yPP5lyuE.1

Meeting-ID: 857 9474 2944 | Kenncode: 525891 

Schnelleinwahl mobil | +496938079883,,85794742944#,,,,*525891# Deutschland

Partei ergreifen für den Frieden, nicht den Krieg

Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus in Deutschland entgegentreten

Die schrecklichen Nachrichten und Bilder aus Israel und Gaza sowie die akute Gefahr einer weiteren Eskalation der Gewalt sind nur schwer zu ertragen. Wir gedenken den Opfern des grausamen Terroranschlags der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung. Wir sind in Gedanken bei den Hinterbliebenen und hoffen, dass die Geiseln so schnell wie möglich freigelassen werden und nach Hause zurückkehren können. Es gibt keine Rechtfertigung für diesen Terror.

Wir gedenken auch den zivilen Opfern der israelischen Bombardements auf Gaza. Die Abriegelung des Gazastreifen von Strom, Wasser, Lebensmittel und Medikamente trifft die gesamte Bevölkerung und markiert den Beginn einer humanitären Katastrophe, die durch die Bodenoffensive noch verschärft wird. Frieden in Nahost, für die gesamte Region, scheint in weite Ferne zu rücken. 

Die Bundesregierung muss den Export von Waffen stoppen, sich für eine sofortige Waffenruhe und für die Beilegung des Konflikts durch friedliche Mittel einsetzen. Die Geiseln müssen freigelassen werden, die Blockade von Gaza beendet werden. Als Linke stellen wir die Forderung nach einer nachhaltigen Friedenslösung in den Vordergrund. Denn ohne eine Friedensperspektive für die Menschen in Israel und ohne eine Friedensperspektive für die Palästinenser:innen wird es kein Ende der Gewalt und der militärischen Auseinandersetzung geben. Sie alle haben das Recht, in Frieden und Sicherheit zu leben.

Auch in Deutschland. Hier leben viele Menschen mit israelischen und palästinensischen Familiengeschichten. Auch sie sind in Sorge und Trauer um ihre Angehörigen und bangen um das Leben ihrer Familien und Freund:innen. Gleichzeitig sind sie zunehmend Drohungen und Ressentiments ausgesetzt. Wohnungen von Jüdinnen und Juden werden markiert, es gibt Brandanschläge auf Synagogen. Wir verurteilen diese antisemitischen Angriffe und sind solidarisch mit den um Hilfe bittenden jüdischen Gemeinden. 

Wir wenden uns gegen die Instrumentalisierung des Konflikts für die Verbreitung antisemitischer und antimuslimischer Ressentiments. So wie Jüdinnen und Juden nicht für Bomben auf Gaza verantwortlich gemacht werden können, dürfen Palästinenser:innen nicht für den Terror der Hamas verantwortlich gemacht werden. Vorstöße, Migrant:innen aufgrund ihrer Position zum Nahostkonflikt abschieben zu lassen, sind schäbig und werden wir in aller Entschiedenheit zurückweisen. Wir kritisieren pauschale Demonstrationsverbote und Grundrechtseinschränkungen von Palästina-solidarischen Gruppen. 

Wir wissen um die emotional aufgeladene Diskussion in Bezug auf diesen Konflikt. Das ist verständlich, es geht um das Leben von Menschen. Gleichwohl möchten wir dafür werben, sich an der von Teilen der Politik und Medien geführten Stimmungsmache nicht zu beteiligen. Antisemitische Einstellungen sind kein importiertes Problem, sondern in der deutschen Bevölkerung ebenso verbreitet wie antimuslimischer Rassismus. In den sozialen Medien werden regelrechte Hetzjagden durchgeführt, bei denen Wortmeldungen seziert und interpretiert sowie Konsequenzen gefordert werden. Statt sich an Online-Tribunalen zu beteiligen, wollen wir für mehr Verständigung werben. Statt schnelle Beschuldigungen der einen oder anderen Seite zu verbreiten, werben wir für einen verantwortungsvollen Umgang mit Informationen zum Konfliktgeschehen. 

Die richtigen Worte zu finden, fällt uns und vielen anderen in diesen Zeiten schwer. Das Richtige tun, ist dabei klar: Wir stehen solidarisch an der Seite all jener demokratischen Kräfte, die sich für eine friedliche Lösung des Konflikts einsetzen. Wir setzen uns für eine Zukunft ein, in der alle Menschen in Frieden, Würde und Sicherheit zusammenleben können – sowohl in Israel und Gaza als auch hierzulande. 

Verteilungsfragen wieder politisch machen

Foto: Created with DALLE•E, an AI system by OpenAI

Diskussion um das LINKE Europawahlprogramm

Die Europäische Integration hatte immer das Ziel den Wettbewerb zwischen Menschen und Staaten zu intensivieren.  Als Folge verschwinden Verteilungs- und Gerechtigkeitsfragen aus der politischen Debatte. Dies ist kein Zufall, sondern strukturell in den Europäischen Verträgen angelegt. DIE LINKE muss das Wahlprogramm zuspitzen und einen denkbaren Plan zur Überwindung der aktuellen Europäischen Verfassung präsentieren. Eine Blaupause dafür ist das „Manifest für die Demokratisierung Europas“ von Thomas Piketty und anderen Wissenschaftler*innen.

Von Jan Siebert

Kürzlich hat der Vorstand der Partei DIE LINKE den Entwurf für das Wahlprogramm zur Wahl des 10. Europäischen Parlamentes vorgelegt. Auf über 80 Seiten präsentiert die Partei, wie sie sich ein solidarisches, ökologisches und gerechtes Europa vorstellt. Viele der konkreten Forderungen haben eine Gemeinsamkeit: Sie lassen sich unter Einhaltung der aktuellen Europäischen Verträge nicht umsetzen.

In die Europäischen Verträge ist eine wirksame Barriere gegen eine gemeinsame, abgestimmte Sozial- und Steuerpolitik fest eingewebt. Eine gemeinsame europäische Steuerpolitik müsste einstimmig im Ministerrat entschieden werden. Unabhängig von der Einwohnerzahl reicht die Stimme eines Mitgliedlandes, um eine gemeinsame Steuerpolitik zu verhindern. Die Steuerparadiese Irland oder Luxemburg können bspw. ein koordiniertes Vorgehen gegen Steuerdumping auch dann verhindern, wenn alle anderen 26 Mitgliedsländer geschlossen dafür wären. 

Eine koordinierte Steuerpolitik als Antwort auf die wachsende Ungleichheit hat innerhalb dieses Reglements keine Chance auf Umsetzung. Als Konsequenz hat eine gemeinsame Sozial- und Steuerpolitik in der Diskussion auf europäischer Ebene nie eine große Rolle gespielt. Zeitgleich stehen sich die Mitgliedsstaaten in starker Konkurrenz auf dem gemeinsamen Binnenmarkt gegenüber. Das schwächt die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer und Gewerkschaften, was das Lohnwachstum im Vergleich zum allgemeinen Wachstum deutlich bremste. Im Wettkampf stehen auch die nationalen Steuer- und Abgabensysteme. Die Besteuerung des Kapitals und die Besteuerung der mobilen, gebildeten Oberschicht, ist stark zurückgegangen. Der Spielraum für Umverteilung auf nationaler Ebene hat abgenommen. Als Folge verabschiedet sich diese Diskussion um sozialen Ausgleich und Umverteilung von der öffentlichen Bühne.

Wo jedoch über Sozial- und Steuerpolitik nicht diskutiert werden kann, weil jeder Fortschritt unmöglich erscheint, entzünden sich andere Diskussionen. Wo vor Jahren noch zwischen „mehr Gerechtigkeit“ auf der einen und „mehr Freiheit“ auf der anderen Seite diskutiert wurde, entspannt sich die Debatten heute zwischen den Polen Liberalkonservativ und Nationalkonservativ. Linke, sozialistische Positionen kommen nur noch am Rand der Debatte vor. Dies gilt auf europäischer Ebene, aber betrifft auch immer mehr Mitgliedsstaaten.

Die Partei DIE LINKE darf vor dieser Situation nicht kapitulieren, indem sie sich einer der dominanten Pole anschließt. (Wobei es in der LINKEN sowohl Vertreter*innen gibt, die die nationalkonservative Seite stärken wollen, als auch Vertreter*innen, die die liberalkonservative Seite stärken wollen. Beides wäre falsch.) Stattdessen muss DIE LINKE klar sagen welchen Weg sie gehen will und gehen muss, wenn sie am Ziel des demokratischen Sozialismus festhalten will. Dieser Weg führt an einer Überwindung der aktuellen Europäischen Verträge nicht vorbei. Es gibt keine Abkürzungen.

Der Entwurf für das LINKE Europawahlprogramm lässt auch keinen Zweifel daran, dass die LINKE neue Europäische Verträge will. Sie hat diese Erkenntnis jedoch auf Seite 70 des Programmentwurfs versteckt. Es scheint, als wolle die Partei sich und ihre Wähler*innen vor der unbequemen Wahrheit schützen. Es gibt sicher Gründe für diese Aufteilung im Wahlprogramm. Niemand in der Partei will die plumpe Diskussion aus dem Jahr 2019 wiederholen. Zum anderen will die Partei den Eindruck vermeiden, jeder sozialen Verbesserung in Europa müssen die Vertragsänderungen zwingend vorrausgehen. (Dieser Eindruck wäre falsch und muss tatsächlich unbedingt vermieden werden. Schon jetzt bieten sich zahlreiche Stellschrauben mit denen Europa sozialer und ökologischer gemacht werden kann. Es braucht nur eine Partei, die den Willen hat, sie zu drehen.) 

Wer jedoch – nicht weniger – als neue Europäische Verträge will, tut gut daran dies den potenziellen Wähler*innen nicht erst auf Seite 70 zu verraten. Ein Hinweis auf das Ziel die alte Europäische Union zu überwinden, gehört direkt zu Beginn in die Präambel des Wahlprogramms.

DIE LINKE darf im Wahlkampf keinen Zweifel daran lassen: Die ökonomischen Verhältnisse der Arbeitenden haben sich nicht trotz, sondern wegen der Europäischen Verträge verschlechtert. 

Hoffnung machen

Doch DIE LINKE ist eine Partei, die die Verhältnisse nicht nur beklagen will. DIE LINKE muss auch den Willen und die Kompetenz haben die Dinge zu ändern. Nur wenn ein anderes Europa möglich ist, macht es Sinn, wählen zu gehen und sich bei Protesten zu engagieren. Kann eine Klimapolitik, die den Klimawandel verhindert, eine humane Fluchthilfe, eine demokratische Union, eine progressive Wirtschaftspolitik und vor Allem eine gerechte Verteilungspolitik innerhalb der Europäischen Union gelingen?

Dazu muss festgestellt werden: Die Verhältnisse in der Europäischen Union sind nicht in Stein gemeißelt. Die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt, dass die EU sich wandelt, wenn der Druck groß genug ist. Eurokrise, Coronakrise, Klimakrise und zuletzt während der Energiekrise: Wenn der Druck groß ist, wandelt sich die EU und verstößt auch gegen ihre eigenen – vorher für sakrosankt gehaltenen – Regeln. Es spricht also nichts dagegen einen hoffnungsvollen Plan zur Überwindung der aktuellen Europäischen Union zu präsentieren, auch wenn zu dessen Erfüllung noch viel passieren müsste. Um Hoffnung zu geben, ist es wichtig, dass es einen denkbaren Plan gibt. Bislang präsentiert der Entwurf für das LINKE Wahlprogramm lediglich die Forderung nach Einberufung eines neuen Verfassungskonventes. Wie der Konvent zustande kommen soll oder wie das Einstimmigkeitsprinzip umgangen werden kann, dazu schweigt der Programmentwurf.

Hoffnungsvoller und denkbarer ist das „Manifest zur Demokratisierung Europas“ von Thomas Piketty und anderen Wissenschaftler*innen. Es kann als Blaupause für den Aufbau eines demokratischen, gerechten Europas dienen. Obwohl der Plan schon in die Jahre gekommen ist und als Antwort auf den Brexit gedacht war, ist es nach wie vor der klügste Plan zur Überwindung der aktuellen, undemokratischen Verfassung der Europäischen Union. Der Plan sieht vor, dass eine Gruppe williger Staaten vorweg geht und eine Parlamentarische Europäische Union gründet. Indem eine neue Union innerhalb der alten Europäischen Union gegründet wird, wird das – eigentlich vorgesehene – Prozedere der Einstimmigkeit umgangen.

In der Parlamentarischen Europäischen Union sollen dann etwa Steuerfragen nicht mehr vom Ministerrat, sondern von einer zweiten, europäischen Kammer entschieden werden. 

Das Ziel ist es, die Verteilungs- und Gerechtigkeitsfragen wieder zum Objekt der Politik zu machen. Eine breite, europäische Öffentlichkeit soll darüber streiten und entscheiden (!), wie eine gerechte Verteilungspolitik aussehen kann. So könnten etwa als wirksames Mittel gegen die steigende Ungleichheit eine europäische Einkommenssteuer für große Einkommen, eine europäische Vermögenssteuer und ein europäisches Finanztransaktionsregister eingeführt werden. Der zermürbende Steuerwettkampf zwischen den Nationalstaaten könnte so beendet werden.

Bislang verhindert dies die Einstimmigkeitsregel im Ministerrat bei Steuerfragen. Der Entwurf für das LINKE Wahlprogramm spricht sich immerhin dafür aus, die Einstimmigkeitsregel zu streichen (S.29). Es reicht jedoch nicht aus die Einstimmigkeitsregel einfach zu streichen. Dann wären noch immer die nationalen Minister*innen und Minister in der Verantwortung. Diese vertreten dann weiterhin ihre nationalen Interessen. Eine breite Diskussion in der europäischen Öffentlichkeit wäre so noch immer unwahrscheinlich.

Die andere naheliegende Lösung scheint es zu sein, die Steuerpolitik in die alleinige Verantwortung des Europäischen Parlamentes zu geben. Hiervon raten jedoch Piketty und Co ab. Die Steuer- und Sozialpolitik, die sich im 20. Jahrhundert in den Nationalstaaten entwickelt haben, gehören zu den größten sozialen Errungenschaften. Den nationalen Parlamenten diese Kompetenz einfach zu entziehen, würde der gewachsenen Struktur nicht gerechtet.

Stattdessen schlagen die Wissenschaftler*innen vor eine zweite Kammer auf europäischer Ebene für die grundsätzlichen Fragen einzurichten. Sie schlagen vor eine Europäische Versammlung bestehend aus den Mitgliedern des Europäischen Parlamentes und den Mitgliedern der nationalen Parlamente einzuberufen. Das Konzept gleicht in etwa dem der Bundesversammlung. Die Wissenschaftler*innen lassen die Frage nach dem Verhältnis von Mitgliedern des EPs und der nationalen Parlamente ebenso offen, wie die Frage mit welcher Gewichtung die einzelnen Nationen vertreten sein sollen. Sie weisen lediglich darauf hin, dass der Anteil der Mitglieder des EPs den Anteil der nationalen Parlamentarier nicht übersteigen sollte, um der historisch gewachsenen nationalen Struktur der Steuer- und Sozialpolitik gerecht zu werden. In dieser neuen Versammlung sollen dann nationale Parlamentarier und Europaabgeordnete gemeinsam darüber beraten und entscheiden, welche Maßnahmen weiterhin national geregelt sein sollen und für welche Situationen eine europäische Lösung Sinn ergibt.

Piketty und Co sind sich darüber im Klaren, dass der Plan ein Bruch der alten Europäischen Verträge bedeutet. Die Staaten, die bereit wären diesen Weg zu gehen, müssten zum Äußersten bereit sein. Das Äußerste wäre der Bruch mit der alten EU. Es könnte aber auch ganz anders ablaufen. Wenn die Gruppe der Staaten groß genug ist, müssten die anderen mitziehen. Auch wenn dann kleine Steueroasen vor den Europäischen Gerichtshof ziehen würden, ist unklar wie dieser entschiede. In der Vergangenheit hat sich das Gericht oft sehr pragmatisch im Umgang mit Krisen gezeigt.

Ob das „Manifest für die Demokratisierung Europas“ nun die Abschaffung der alten EU oder nur eine grundlegende Reform der EU bedeutet, ist nicht absehbar. Entscheidend ist, dass das Manifest einen denkbaren Plan zur Überwindung der aktuellen Verhältnisse in der EU bietet. Es kann der ablehnenden Haltung gegen die jetzige EU Ausdruck verleihen und bietet gleichzeitig einen hoffnungsvollen, konstruktiven Umgang damit an.

DIE LINKE sollte sich den Forderungen des Manifests für die Demokratisierung Europas in Ihrem Wahlprogramm anschließen oder dort zumindest aufzeigen, dass es denkbare Wege raus aus dem Status Quo der EU gibt.

Zukunftskonferenz für DIE LINKE // Danke an alle, die dabei waren!

Am Sonntag, den 3. September 2023 ging die erste Zukunftskonferenz für DIE LINKE zu Ende. Das Programm war voll: Bestandsanalyse und Debatte über gesellschaftliche Kräfteverhältnisse und den Zustand der Partei, Austausch über programmatische und strategische Kontroversen und konkrete gemeinsame Planungen für die Zukunft. 360 Teilnehmer:innen waren über das Wochenende verstreut dabei und haben sich an den Diskussionen beteiligt.

Die begonnenen Diskussionen werden wir fortsetzen und dabei weiter wie bisher nicht nur als Bewegungslinke mit Gleichgesinnten sprechen, sondern die Gemeinsamkeiten mit Vertreter:innen aus anderen Spektren und aus dem Umfeld der Partei suchen. 

Mit „Freund:innen des Hauses“ aus sozialen Bewegungen und Gewerkschaften: Dank an unsere Gäste von IG Metall, verdi und DGB, von Fridays for Future, Pro Asyl, von Antira-Beratungsstellen und Forschungseinrichtungen.

Dank auch an Satiriker Jean-Philippe Kindler und Philosoph Guillaume Paoli für ihren Besuch sowie an Alice Bernard von unserer Partnerpartei PTB, die extra aus Belgien angereist war.

Hier eine Übersicht einiger Beiträge auf der Zukunftskonferenz:

Begrüßung und Eröffnungsrede von Katharina Dahme (Ko-Kreis der Bewegungslinke)
Input „Krisen des Kapitalismus und Chancen der Linken“ von Rhonda Koch (Ko-Kreis der Bewegungslinke)
Einige „Thesen zum Zustand der Linken“ von Mario Candeias (Direktor des Instituts für Gesellschaftsanalyse der RLS)
Input „Plan to win – Für eine starke LINKE 2025“ von Inva Halili (Ko-Kreis der Bewegungslinke)
Rallye-Beitrag „DIE LINKE und die Klimagerechtigkeitsbewegung“ von Felicitas Heinisch (Fridays for Future)
Rallye-Beitrag „Wie DIE LINKE Motor anstehender Klassenkämpfe wird“ von Bernd Riexinger
Rallye-Beitrag „Über die Kooperation von Partei und Bewegungen“ von Kalle Kunkel (Gewerkschafter und Mietenaktivist)
Rallye-Beitrag „DIE LINKE und die Krankenhausbewegung“ von Silvia Habekost (Krankenpflegerin und bei ver.di aktiv)
Rallye-Beitrag „Für eine feministische LINKE“ von Margarita Tsomou (Missy Magazin)
Rallye-Beitrag „Über die erneuerte LINKE im Jahr 2025“ von Jary Koch (DIE LINKE.SDS)

Dieses Land hat eine starke LINKE verdient, die nicht um sich selbst kreist, sondern in gesellschaftliche Auseinandersetzungen mutig eingreift und denen Kraft und Stimme gibt, die politisch verlassen und enttäuscht wurden, die diskriminiert und ausgebeutet werden. Die sich mit all jenen zusammen einsetzt, die eine soziale und ökologisch nachhaltige Gesellschaft wollen, mit den gleichen Rechten für alle Menschen, frei von Rassismus und Sexismus. 

Deswegen: Tretet ein und macht mit – und DIE LINKE zu einer besseren, stärkeren Partei!

Wo die Scheiße beginnt

Im Bundestag wird jetzt der Haushalt beraten. Es droht der Mobilitätsinfarkt, ein neuer Raubzug gegen Familien und gegen die Arbeitenden durch eine schmerzhafte Rezession. Gewerkschaften, Klimaaktivist*innen und soziale Bewegungen sollten jetzt genau hinschauen.

Die Haushaltsberatungen haben es in sich. Obwohl Deutschland in einer Rezession steckt, tritt die Bundesregierung auf die Ausgabenbremse. Gespart werden soll nicht zuletzt beim Ausbau des Schienennetzes, beim Bau von Fahrradstraßen und der Kindergrundsicherung sowie beim Bafög. Zeitgleich steigen die Beitragssätze für die Pflegeversicherung. Finanzminister Lindner kündigt in der FAZ hemdsärmelig an weitere Sozialleistungen „auf ihre Finanzierbarkeit hin überprüfen“ zu wollen. Es zeichnen sich Verteilungskämpfe ab, wie es sie seit Jahren nicht mehr gegeben hat. Mit dem Haushalt wird die Grundlage für die zukünftige Politik gelegt: Hier wird das Scheitern der Verkehrswende besiegelt, noch bevor sie richtig begonnen hat; hier werden Menschen in die Arbeitslosigkeit geschickt, weil die Rezession noch verstärkt wird; hier werden Aufstiegschancen und Bildungsgerechtigkeit zerstört. Die Haushaltsberatungen sind der Ort, wo die Scheiße beginnt.

Diskussionen zwischen angebotsorientierter und nachfrageorientierter Politik haben in den letzten Jahren in der politischen Auseinandersetzung keine zentrale Rolle gespielt. Nach der Weltfinanzkrise 2008 herrschte weitgehende Einigkeit darüber, dass  mit expansiver Fiskalpolitik auf die Krise reagiert werden müsse. Während Corona waren die Rufe nach mehr staatlicher Sparsamkeit ebenfalls in der Minderheit. Verteilt wurde viel an die Falschen und insgesamt zu wenig, doch immerhin wurde eine schlimme Rezession oder Finanzkatastrophe abgewendet. Auch nach dem Überfall auf die Ukraine gab der Staat viel aus, um die schlimmsten, wirtschaftlichen Folgen hierzulande zu verhindern (wieder viel an die Falschen und insgesamt zu wenig). Nun dreht sich das Blatt. Finanzminister Christian Lindner hat das Steuer an sich gerissen. Seinem abtrünnigen Gefolge will er endlich das Stück von der gesunden Sparsamkeit und den soliden Staatsfinanzen auf großer Bühne aufführen. Seine (ehemaligen) Anhänger*innen lieben das Stück und sehnen sich schon so lange nach der Aufführung. Auch bei Grünen und in der SPD hat das Stück viele heimliche und weniger heimliche  Anhänger*innen. In Wahrheit ist es jedoch ein schlecht getarnter Verteilungskampf von Reich gegen Arm und zudem pures Gift für die Konjunktur. Von den wenigen Grünen und Sozialdemokraten, die das Spiel durchschauen, ist keine Gegenwehr zu erwarten. Sie haben die innerparteilichen Auseinandersetzungen längst verloren. Stattdessen müssen jetzt Gewerkschaften, Klimaschützer*innen, soziale Bewegungen und auch wir als Partei DIE LINKE die Scheiße benennen und die Verteilungskämpfe erkennen und kämpfen.

Ein Beitrag von Jan Siebert.