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Christine Buchholz – Die AfD – eine faschistische Partei im Werden       

Die AfD war von Anfang an mehr als eine neoliberale Anti-Europartei. Es bildeten sich drei verschiedene Flügel, ein konservativ-neoliberaler (Lucke), ein rechts-populistischer (Petry) und in faschistischer (Höcke). Der rechtspopulistisch-neoliberale Flügel wird nach den Austritten von Lucke (2015) und Petry (2017) von der Fraktionsvorsitzenden und ehemaligen Investmentbankerin Alice Weidel sowie Georg Pazderski und Beatrix von Storch vertreten.

Dieser Flügel orientiert langfristig auf eine Regierungsübernahme mit der CDU und dient als bürgerlich-liberales Feigenblatt. Er steht im Konflikt mit einem neofaschistischen, national-sozialen Flügel um Björn Höcke, Andreas Kalbitz und Alexander Gauland. Die Grenzen sind fließend und Nationalismus und Rassismus dienen als Kitt zwischen den Flügeln, die Hetze gegen Muslime zudem als Türöffner in die gesellschaftliche Mitte. Wir erleben seit der Gründung der AfD eine Kräfteverschiebung nach rechts und eine zunehmende Radikalisierung.

Der „national-soziale“ und neofaschistische Flügel spricht sehr gezielt soziale Missstände an und unterstützt rechte Betriebsratslisten. Damit wollen sie die Gewerkschaften als Klassenorganisationen zurückdrängen und auch deren antifaschistisches Engagement angreifen. Sie wollen die Belegschaften in den Betrieben spalten und Solidarität und gemeinsamen Widerstand erschweren.

Immer mehr Neonazi- Skandale kommen ans Licht:

  • Der Fraktionsvize Peter Felser, MdB drehte 2003 einen volksverhetzenden, antisemitischen Film für die Republikaner.
  • AfD-Abgeordnete beschäftigen Funktionäre von verbotenen Neonazi-Organisationen wie die HdJ oder waren selbst dabei wie Andreas Kalbitz.
  • Der mutmaßliche Rechtsterrorist Maximilian T., der mit Franco A. eine Nazi-Terrorzelle in der Bundeswehr aufbaute, ist bei Jan Nolte, MdB beschäftigt.
  • Die AfD steht offen für die Identitäre Bewegung.
  • Ganze AfD-Landesverbände arbeiten mit der Pegida-Bewegung zusammen.

Die Partei als Ganzes toleriert diese Provokationen. Weder der Antisemit Wolfgang Gedeon noch Björn Höcke, der offen als Nazi auftritt, wurden ausgeschlossen. Beide Parteivorsitzenden, Gauland und Meuthen, waren beim Kyffhäuser-Treffen des „Flügels“.

Teile der AfD versuchen mit Neonazis, Identitären und anderen eine Straßenbewegung aufzubauen. Die AfD mobilisiert rassistische Aufmärsche gegen Geflüchtete und Muslime und gibt dabei vor Frauenrechte gegen sexuelle Gewalt zu verteidigen. Das haben wir beim sogenannten „Frauenmarsch“ in Berlin gesehen und in Kandel.

Die AfD ist als Sammelbecken und Kristallisationspunkt der extremen Rechten einzuschätzen. Sie liefert die Stichworte für Gewalt gegen Geflüchtete, Muslime, Antifaschisten und andere. Sie stellt das Gedenken und die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus in Frage, lehnt u. a. Gedenkstättenfahrten und Stolpersteine für NS-Opfer ab und propagiert einen völkischen Nationalismus. Eine rassistisch begründete, nationale Gemeinschaft wird höher bewertet als Klassen-Interessen und demokratische Grundrechte.

Damit ist die AfD keine demokratische, sondern eine faschistische Partei im Werden – und ihr sollte auch so begegnet werden.

Praktische Konsequenzen für die LINKE:

Die LINKE darf den Kampf gegen Neoliberalismus, Krieg und für soziale Gerechtigkeit einerseits und den Kampf gegen Rassismus und Faschismus andererseits nicht gegeneinander ausspielen. Das heißt

  • Wir brauchen linke Alternativen zur Politik der Bundesregierung im Interesse des deutschen Kapitals UND wir treten rechter Hetze und Rassismus entgegen: Gemeinsam mit allen Menschen, egal welcher Hautfarbe, Religion oder Herkunft. Eine stärkere Auseinandersetzung mit antimuslimischem Rassismus auch in der LINKEN ist notwendig.
  • DIE LINKE wehrt sich gegen die Normalisierung der AfD. Mit der AfD kann es keinerlei Zusammenarbeit geben – weder innerhalb noch außerhalb der Parlamente.
  • DIE LINKE unterstützt breiten und entschlossenen Widerstand gegen rechte Aufmärsche und Angriffe.

So können wir die AfD zurückdrängen und die Entstehung einer massenwirksamen faschistischen Partei in Deutschland verhindern.

 

Sofia Leonidakis – Linke Flüchtlings- und Migrationspolitik

Die Debatten in unser Partei, der LINKEN, rund um die Frage der Grenzpolitik sind teilweise stark  verkürzt. Einige meinen, globale Bewegungsfreiheit sei ein neoliberales, kein linkes Konzept, andere wiederum erklären alle zu Rechtsabweichler*innen, die Reformen der Grenzpolitik befürworten. Eine Replik:

• Der Status quo ist mit Sicherheit das neoliberalste aller Migrationsregime: Die soziale Selektion ist um ein vielfaches extremer, wenn die illegalisierte Flucht Zehntausend Dollar kostet, als wenn legal migriert werden kann. Dennoch kann man nicht ganz von der Hand weisen, dass ein Land in der Regel verlassen wird von den Bessergestellten, gut Ausgebildeten, Mehrsprachigen, Gesunden. Kranke, Alte, sehr arme Menschen solche mit niedrigem Bildungsabschluss werden nie in dem Maße migrieren können wie andere. Dieses Gefälle wird auch globale Bewegungsfreiheit nicht ganz auflösen können. Das Konzept, das dafür wohl am geeignetsten ist, wären legale und kostenlose Fluchtwege, aber auch das hätte Grenzen, da nicht nur finanzielles Kapital, sondern auch kulturelles und soziales Kapital entscheidend sind. Griechenland haben seit Beginn der Krise annähernd eine halbe Million Menschen verlassen- der Großteil von ihnen ist gut gebildet, beherrscht zumindest Englisch, häufig noch Deutsch und hat in anderen EULändern gute Jobaussichten. Sie haben ihr Recht auf Niederlassungsfreiheit in der EU, eine Art konditionalisierte Bewegungsfreiheit, in Anspruch genommen- andere
nicht. Ihre Fähigkeiten stehen nun nicht mehr in Griechenland zur Verfügung, das sie ausgebildet hat. Andererseits haben sie nunmal dort keinerlei Perspektive, und in Griechenland machen sie vielleicht den Platz „frei“ für Nachfolger*innen aus prekäreren Gesellschaftsschichten. Die wohlhabenderen, gebildeten, sie wären so oder so gegangen, die Frage ist nur, zu welchem Preis. Neoliberal am aktuellen Migrationsregime ist nicht nur die Illegalisierung der Flucht an sich (und in Verbindung damit die Schaffung der Geschäftsgrundlage der Schleuser), sondern auch die darauffolgende Prekarisierung der Aufenthalte hier. Die Asylrechtsverschärfungen, extrem unsichere Aufenthalte wie beispielsweise mit einer Grenzübertrittsbescheinigung, Sozialleistungsentzug, die Zunahme an
Menschen ohne jeden Aufenthalt, all das führt zu einer steigenden Ausbeutbarkeit der Betroffenen und dient damit den Kapitalinteressen. Globale Bewegungsfreiheit müsste zwingend einhergehen mit globalen Niederlassungsrechten, so dass zumindest auf der aufenthaltsrechtlichen Seite die Prekarität abgeschafft wäre. Ein riesiger Fortschritt zum Status quo.

• Bewegungsfreiheit hieße nicht unbedingt, dann auch das Asylrecht abzuschaffen.Es wäre durchaus denkbar, Bewegungsfreiheit als ein Recht zu etablieren und dennoch gleichzeitig das Asylrecht aufrecht zu erhalten. Nicht mehr so sehr als Basis für ein Aufenthaltsrecht, das wäre dann tatsächlich obsolet. Aber als proaktive Möglichkeit, zu flüchten wenn man die eigenen Mittel nicht hat und dennoch Schutz benötigt. Dieses Konzept könnte auf der Forderung nach legalen und wenn nötig auch bezahlten Fluchtwegen beruhen, die wir ja auch jetzt schon erheben. Das eine schließt jedenfalls das andere nicht per se aus.

• Es ist inkonsequent, Bewegungsfreiheit als neoliberales Konzept abzukanzeln, dann aber keinen konkreten Vorschlag für eine Grenzpolitik zu machen. Das linke Einwanderungsgesetz ist immerhin ein solcher konkreter Vorschlag. Vorweg: Der vorgelegte Vorschlag ist sehr detailliert und ausgeklügelt, und er beinhaltet eine sehr weitgehende Grenzöffnung bzw. Einwanderungsmöglichkeiten. Dennoch muss festgehalten werden: Es werden Bedingungen gestellt, und diese könnten, wenngleich das fast schon schwierig ist, nicht eingehalten werden. Für diesen Fall wären Abschiebungen nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Ob DIE LINKE ein
Einwanderungsgesetz fordern sollte, und ob sie die Debatte um die Konsequenzen durchstehen und schlussendlich Diskurs und politische Meinungsbildung im eigenen Sinne beeinflussen könnte, wage ich in der aktuellen politischen Lage zu bezweifeln. Dies ist aber eine strategische, keine inhaltlich-politische Frage. Inhaltlich ist ein linkes Einwanderungsgesetz nur konsequent. So wie wir den demokratischen Sozialismus programmatisch fordern, aber auch Reformvorschläge zum politischen, ökonomischen und wohlfahrtsstaatlichen Modell machen, so fordern wir offene Grenzen und stellen gleichzeitig Forderungen nach legalen Fluchtwegen, niedrigeren Hürden für Migration und Aufenthalt als Reformen des aktuellen Grenzregimes. Weil wir wissen, dass weder der demokratische Sozialismus, noch die globale Bewegungsfreiheit vor der unmittelbaren Umsetzung stehen. Trotzdem geben wir sie als Vision und als Ziel nicht auf, und das ist auch richtig so! Reformen an der Grenzpolitik sind aber kein Verrat, sondern Schritte in  die richtige Richtung und vor Allem: Existenzielle Verbesserungen für die Betroffenen. Darauf kommt es an, nicht auf unser politisches Gewissen oder die reine Lehre. Die gesellschaftliche Hegemonie können wir nur nach links verschieben, wenn wir in Zeiten des Rechtsruck dagegenhalten. Dabei dürfen wir weder völlig aus dem diskursiven Rahmen herausfallen, noch unsere Prinzipien aufgeben. Linke Impulse in den herrschenden Diskurs einzuspeisen bedeutet, nicht vor Reformvorschlägen zurückzuschrecken. Unsere Forderungen müssen der Öffentlichkeit auch nachvollziehbar sein – mit der bloßen Forderung nach offenen Grenzen erreichen wir das nicht. Darauf haben wir uns aber nie beschränkt, und alle, die das unterstellen, hantieren mit Halbwahrheiten, die die Vielzahl an Reformvorschlägen für ein besseres, für die Wiederherstellung des Asylrechts unterschlagen. Dennoch gibt es auch für Reformvorschläge Grenzen. Eine Grenze verläuft für mich dort, wo es um Abschiebungen geht. Abschiebungen sind ein derart existenzieller Eingriff in die Rechte, in das Leben und in die Würde von
Menschen, dass sie aus grundsätzlichen Gründen abzulehnen sind. Nicht selten enden Abschiebungen tödlich, sie setzen die Betroffenen, zum Beispiel in Afghanistan der Lebensgefahr aus oder sie führen zu Gesundheitsgefährdung und Existenzlosigkeit. Staatliche Maßnahmen, die eine derart weitgehende Intervention bedeuten, sollten von der LINKEN nie, auch nicht implizit oder als notgedrungenen Kompromiss, gefordert werden. Wir fordern ja auch nicht die Abschaffung von Hartz 4, nur um dann eine Grundsicherung mit Sanktionen in Kauf zu nehmen. Das Dilemma um die Frage der Abschiebungen und der hegemoniale Diskurs sind Gründe, warum ein LINKES Einwanderungsgesetz aus meiner Sicht seine Wirkung verfehlen würde. Kein detailliertes LINKES Einwanderungsgesetz vorzulegen hält uns aber nicht davon ab, grundsätzlich mehr und einfachere legale Einwanderungswege zu fordern.

• Für die innerparteiliche Auseinandersetzung sind reflexartige Schuldzuweisungen und verkürzte inhaltliche Argumente wenig hilfreich. Die Frage der Grenzpolitik berührt eine Vielzahl an politischen Bereichen. Aspekte des globalen Wirtschaftens und Handels, des Klimawandels und anderer Fluchtursachen wurden hier nicht behandelt, was sie selbstverständlich nicht weniger wichtig macht. Die Komplexität der Grenzpolitik erfordert eine differenzierte und reflektierte Auseinandersetzung. Und schlussendlich erfordert sie eine Basis an Solidarität. Richtungskämpfe sind legitim, aber wir sollten uns bewusst machen, dass die politischen Gegner*innen sitzen nicht in unseren Reihen sitzen.

Jana Seppelt – Wer ist die Klasse heute?

Wer ist die Klasse heute?

Um zu beantworten, wer „die Klasse“ heute ist, lohnt ein Blick auf die Umstrukturierungen in Produktion und Verteilung zu sehen und andererseits auch, wer in den gewerkschaftlichen und betrieblichen Auseinandersetzungen sichtbar geworden ist in den letzten Jahren.

Bekannt sind vielen im Raum die Abnahme der zahlenmäßigen Bedeutung der klassischen industriellen Bereiche und die Zunahme der Bedeutung des Dienstleistungsgewerbes (rund 800.000 Menschen und bei den Zulieferern 1 Million, jedoch im Gesundheitswesen zwischenzeitlich über 6 Millionen Menschen, Anstieg der Beschäftigung auch in Logistik / Transport / Callcenter).

Bekannt ist auch der zahlenmäßige Anstieg der Auseinandersetzungen in den Dienstleistungsbereichen, in denen mittlerweile nicht mehr ganz so neue Gruppen aktiv werden: Erzieherinnen, Sozialarbeiterinnen (2009, 2015), Reinigungskräfte (2009), Einzelhandel, in den letzten Jahren Pflegekräfte natürlich aber auch abgeschlagene, outgesourcte Bereiche im Niedriglohnsektor wie Gate Gourmet, Bodenverkehrsdienste, Service-Töchter der Krankenhäuser mit einem Mix aus angelernt / umgelernt / ausgebildet und sehr differenzierten Belegschaften in der Frage der Herkunft. Wir sehen mit Amazon, Deliveroo, Hotels wie Wombats hier und auch anderswo auf der Welt viele junge Leute und viele MigrantInnen. In Städten wie Berlin, Hamburg aber auch anderswo sehen wir viele junge Menschen aus den europäischen Krisenländern, alte und neue MigrantInnen in Arbeitsverhältnissen der Gastronomie, Callcentern, Internethändlern, aber auch im unsicheren Wissenschaftsbereich oder beispielsweise der Pflege. Menschen arbeiten zunehmend arbeitsteilig. Wir sehen die Besetzung neuer Themen in Zeiten der Burn-Out-Gesellschaft: Personalbemessung, Arbeitszeit (IG Metall).

Im Blick auf die Art der Jobs, in denen die Menschen arbeiten, hat sich die Landschaft vervielfältigt (im negativen Sinn): Die Tarifbindung sinkt in beiden Bereichen (Metall 50%, Dienstleistung drunter, Unterschied Ost / West). Das Normalarbeitsverhältnis erodiert weiter, hohe Aufsplittung der Belegschaften (Stamm- / Randbelegschaften, Honorare, Werkverträge, Leiharbeit, Outsourcing / Privatisierung / Zwei- / Dreiklassenbelegschaften). Nicht zu vergessen, die nicht-mehr-in-Arbeit-kommenden, v.a. in den strukturschwachen Regionen.

Wir haben einen massiven Bedarf, Arbeit anders / neu zu regulieren (neues NAV), Leute zu qualifizieren (Bildung und Weiterbildung / Expansion anspruchsvoller Dienstleistungstätigkeiten) und die Lebensverlaufspolitik neu zu denken: Der Normallebensverlauf und das Normalarbeitsverhältnis sind kaum mehr die Regel, alternative Lebensverläufe müssen abgesichert und systematische Unterbrechungen für z. B. Weiterbildung, die Pflege Älterer oder Kinderbetreuung gefördert werden, was zu keinen Nachteilen bei staatlichen Leistungen führen darf. Hier stecken wir in den Kinderschuhen.

Subjekt der Veränderung ist die offensichtlich nicht homogene Klasse (Mann / Frau, alt / jung, Hand- / Kopfarbeit, Biodeutsch – migrantisch). Hier möchte ich bestärken, was Stephan Krull im Panel zu gewerkschaftlichen Kämpfen stark gemacht hat:

  • Die Unterschiede / Veränderungen führen auch zu unterschiedlichen Bedürfnissen und Anforderungen an die Arbeit in verschiedenen Lebensphasen, zwischen den Geschlechtern, in verschiedenen Tätigkeitsbereichen. Aber: es gibt gemeinsame, übereinstimmende Interessen: Gute angstfreie Arbeit, gerechte Verteilung aller Arbeit, gute Arbeitsbedingungen, gute Bezahlung. Bei aller Differenz: Konzentration auf die Gemeinsamkeiten, nicht auf die Unterschiede, Konzentration auf verbindende Forderungen! Und – das brauche ich hier nicht sagen – eine Konzentration auf inklusive Politik, Antirassismus, Rand- / Stammbelegschaften sollte selbstverständlich sein.
  • Widersprüche in der Gewerkschaftspolitik / in den Gewerkschaften, aber auch in der Politik zum Ausgangspunkt einer differenzierten Gewerkschaftsarbeit machen: deutliche (solidarische) Kritik an falschen Positionen (Standortpolitik statt Internationalismus) und falscher Strategie (keine Bündelung der Kräfte und der Aktionen / Legalismus) mit ein.
  • Ausbuchstabieren von SOLIDARITÄT als positiven Wert, Gute Arbeit, gute Pflege, Recht auf Wohnen, Recht auf Bewegungsfreiheit und das Recht auf Bildung in den Mittelpunkt stellen und etwas mutiger im Gegnerbezug werden.

Alex Wischnewski – Von welcher Klasse reden wir?

Wenn wir uns fragen, was „emanzipatorische Klassenpolitik“ bedeutet, dann müssen wir uns doch als aller erstes fragen, von welcher Klasse wir eigentlich reden. Klar ist, dass wir an die Arbeiter_innen denken – aber wer ist das?

Wir haben inzwischen mitbekommen, dass sich die Zusammensetzung der Menschen, die einer Lohnarbeit nachgehen, grundlegend verändert hat. Allein die Frauenerwerbsquote ist heute so hoch wie noch nie. Gleichzeitig zeichnet sich an ihnen aber auch die Veränderung des Arbeitsmarktes ab. Rund 30 Prozent aller weiblichen Beschäftigten arbeiten im Niedriglohnsektor. 2/3 aller ausschließlich im Minijob Beschäftigten sind Frauen. Gerade in den Branchen, die wegen ihrer mangelnden Profitabilität zunehmend unter Druck geraten, arbeiten hauptsächlich Frauen: In der Kindertagesbetreuung sind es 95%, in der Pflege sind es 85%.

Diese Aufspaltung der Menschen in der Lohnarbeit ist kein Zufall, sondern direkte Folge des Patriarchats, von dem auch Teile der Lohnarbeitenden selbst profitieren. [Andere Herrschaftsverhältnisse kommen hinzu: die geschätzt an die halbe Millionen Pendelmigrantinnen aus Osteuropa, die in deutschen Privathaushalten die Löcher des Pflegesystems stopfen, zeugen davon.] Die widersprüchlichen Interessen dürfen wir nicht vom Tisch wischen, wenn wir wirklich verbindende Praxen suchen.

Wenn wir aber von Arbeiter_innen sprechen, dann müssen wir vor allem aber auch klären: um welche Arbeit geht es eigentlich?

Wir können dabei und müssen sogar auf die Einsichten, die uns ein sozialistischer Feminismus gebracht hat, zurückgreifen. Denn wir dürfen die Spaltungen und die Wertungen, die uns der Kapitalismus und seine Profitlogik diktieren, nicht in unserer eigenen politischen Praxis wiederholen, wenn diese darüber hinausweisen will.

Sozialistische Feministinnen haben schon vor Jahrzehnten formuliert: Der Arbeitsbegriff darf sich nicht auf Lohnarbeit alleine beschränken. Es ist die unentlohnte Sorge-Arbeit, die Frauen tagtäglich und meist unsichtbar leisten. Die Erziehung von Kindern, die Zubereitung von Essen, die Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen. Das ist die gesellschaftlich notwendige Arbeit, wenn wir das Leben wieder ins Zentrum stellen anstatt den Profit. Auch sie müssen deshalb selbstverständlicher Teil einer zu organisierenden Arbeiter_innenklasse sein.

Wenn wir uns darauf einigen können bleibt natürlich immernoch die Frage: wie organisieren wir uns und für was?

Gewerkschaften und DIE LINKE sind bereits an wichtigen Kämpfen dran. Beispiele sind etwa die Personalbemessung in der Krankenhauspflege, in der es nicht nur um gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten geht, sondern auch darum, was eigentlich für menschenwürdige Pflege notwendig ist. Oder die Auseinandersetzung der IG Metall um eine Arbeitszeitverkürzung für Sorgearbeiten. Und es gibt Kämpfe um den Ausbau einer sozialen Infrastruktur, wie etwa einer qualitativ hochwertigen und kostenlosen Kinderbetreuung.

Hier stecken zentrale Ansätze drin, aber es fehlt noch die feministische Rahmung: feministisch in dem Sinne, dass die geschlechtliche Arbeitsteilung angegriffen wird, aber auch der Wert von Arbeit am Menschen explizit aufgenommen. Feministisch in dem Sinne, dass der Zusammenhang der Produktions- und Reproduktionssphäre herausgestellt wird. Feministisch in dem Sinne, dass es uns nicht um „Vereinbarkeit“ von Arbeit und Familie gehen kann, sondern um Vereinbarkeit auch mit Spaß und Politik. Feministisch in dem Sinne also, dass wir Bedürfnisse ins Zentrum stellen und wirklich breit darüber diskutieren, welche Arbeiten für diese Bedürfnisse gesellschaftlich notwendig sind. Es geht also nicht so sehr darum, dass sich die Auseinandersetzungen nicht von selbst schon aufdrängen würden, sondern, dass wir sie oft nicht größer einordnen.

Wenn wir uns auch mit den Arbeiter_innen in Privathaushalten organisieren wollen, stellt sich das Problem der Vereinzelung noch einmal verschärft. Allein deshalb sollte die Partei DIE LINKE ein attraktiverer Ort für Frauen sein. Das bezieht sich einmal darauf, dass die inhaltlichen Forderungen mit dem Leben von Frauen zu tun haben und sie es deshalb attraktiv finden, sich einzubringen. Aber es bezieht sich auch auf ganz profane Fragen der Zeiten für Treffen und Ämter, von Kinderbetreuung und von Redeverhalten.

Darüber hinaus können wir an feministische Bewegungen und Debatten anknüpfen, die gerade in diesen Zeiten eines fortschreitenden Rechtsrucks vitaler erscheinen als lange und Mobilisierungen quer zu sonstigen Spaltungen möglich machen. Aktive des Frauen*kampftagsbündnisses in Berlin laden für den 9.Mai zu einem ersten Vernetzungstreffen für einen politischen Streik ein, der genau diese Punkte aufgreift. Ich würde mich freuen, viele einer sich formierenden Bewegungslinken dort zu treffen.

Stephan Krull – AG Kämpfe um Arbeit: SOLIDARITÄT!

Solidarität ist unteilbar.Darum sammeln wir uns in der Bewegungslinken.Wer wir sind.Wir sind Mitglieder und Sympathisant*innen der LINKEN, die die Partei erneuern wollen. Wirkommen aus unterschiedlichen Strömungen, Bündnissen, Bewegungen und Traditionen. Wirarbeiten in Basisgruppen, im Parlament, in Arbeitsgemeinschaften, im Betrieb und imKreisverband. Wir sind innerhalb und außerhalb der Partei aktiv.Wir sind keine klassische Parteiströmung wie andere, sondern eine Initiative zur Erneuerung derLINKEN hin zu bewegungs- und klassenorientierter Politik. Dazu werden wir eine politische Kulturstärken, die solidarisch ist und Lust aufs Mitmachen macht.Zusammen stellen wir die Frage, wie sich die Praxis der Partei grundlegend verändern kann – wegvon der Dominanz der Parlamentsarbeit, hin zur organisierenden, bildenden und verbindendenPartei. Wir freuen uns über weniger Sitzungen und über mehr Aktionen. Wir haben wenig Lust aufinnerparteiliche Selbstbeschäftigung, sondern darauf rauszugehen und aufeinander zuzugehen,zusammen etwas auszuprobieren und daraus etwas Neues zu lernen.Die Veränderung der LINKEN beginnt bei uns. Wir erarbeiten uns gemeinsam die politischenGrundlagen und Perspektiven zur Erneuerung. Bei der Bewegungslinken sind alle willkommen, diedieses Anliegen teilen und solidarisch mit uns umsetzen wollen.Was wir wollen.Wir wollen gemeinsam mit den Vielen eine starke, im Alltag verankerte Gegenmacht von unten undeine linke Hegemonie aufbauen, Reformen für bessere Arbeits- und Lebensverhältnisse erreichenund verteidigen. Dazu setzen wir auf Organisierung im Alltag, außerparlamentarischen Druck undStreiks, um höhere Löhne, bezahlbare Mieten, Arbeitszeitverkürzung und armutsfeste Renten,kostenfreien Nahverkehr und gute Gesundheitsversorgung für alle zu erkämpfen.Wir wollen die Herausforderung annehmen, die verschiedenen Teile der lohnabhängigen Klasse inihrer Vielgestaltigkeit miteinander zu verbinden. Es geht um ein populares Unten-Mitte-Bündnis füreine soziale und ökologische Transformation, die mit dem neoliberalen Kapitalismus bricht. Es gehtums Ganze.Statt kapitalistischer Konkurrenz wollen wir eine Gesellschaft, in der die Ausbeutung desMenschen durch den Menschen abgeschafft ist.Wir wollen eine sozialistische Demokratie, in der nicht nur ein Parlament, sondern die Menschendurch Rätestrukturen bei allen Belangen mitentscheiden, statt ihre Stimme alle paar Jahre anandere abzugeben. Sozialistische Demokratie bedeutet eine umfassende Demokratisierung allergesellschaftlichen Bereiche.Es ist nicht demokratisch, wenn die Eigentümer*innen von Betrieben über das Schicksal ihrerAngestellten entscheiden; dass Think Tanks und Lobbygruppen an Stelle der Betroffenen diePolitik bestimmen; dass eine kleine Schicht von Besitzenden das ganze Land beherrscht. Deshalbbrauchen wir eine demokratische Wirtschaft, in der diejenigen, die den Reichtum schaffen,bestimmen, wie, warum und wozu gearbeitet wird.Um die Klimakrise zu stoppen, bleibt uns nicht mehr viel Zeit. Wir blicken bereits mit beiden Augenin den Abgrund und die Wenigen drohen die Grundlage unserer Zukunft zu zerstören, bevor dieVielen sie überhaupt erobern konnten. Wir müssen die Weise, wie wir produzieren, arbeiten undleben, grundsätzlich verändern und die Wirtschaft am Bedarf der Menschen ausrichten – lokal undglobal.Wir haben keinen fertigen Masterplan. Wir wollen aber eine ernsthafte Diskussion beginnen undunterschiedliche Ansätze und Perspektiven ins Gespräch bringen. Wir wollen Laboratorien1123456789101112131415161718192021222324252627282930313233343536373839404142434445464748schaffen, in denen Theorie und Erfahrungen sozialer Kämpfe und Bewegungenzusammenkommen. Wir wollen Lernprozesse ermöglichen und eine Strategie entwickeln.Einen Gegensatz zwischen emanzipatorischer “Identitäts”- und Klassenpolitik halten wir fürgrundfalsch. Die Arbeiter*innenklasse hat sich stark verändert und ist heute zutiefst gespalten.Durch sexistische und rassistische Diskriminierung und die Einteilung in Kernbelegschaften,Leiharbeiter*innen und Werkvertragsnehmer*innen wird die Spaltung immer wieder erneuert undvon der Kapitalseite vorangetrieben.Linke Politik braucht unteilbare Solidarität – das heißt auch, rassistische und koloniale, sexistischeund heteronormative Unterdrückung zu bekämpfen. Wir wollen uns der schwierigen Frage stellen,wie eine auf den Aufbau von Klassenmacht zielende Politik über nationale Grenzen hinweg nichtnur gedacht, sondern auch praktisch umgesetzt werden kann.Was wir brauchen.Dafür ist eine lernende, orientierende und aufklärende LINKE mit Haltung unabdingbar. Wirkämpfen dafür, dass die LINKE eine Friedenspartei bleibt mit ihrem klaren Nein zu allen Kriegs-und Auslandseinsätzen, mit ihrer grundlegenden Kritik an der EU und ihrem bedingungslosenEngagement für die Bewegungsfreiheit aller Menschen.Haltung heißt auch an vorderster Front im Kampf gegen die neuformierte faschistische Rechte,vorneweg die AfD, zu stehen. Wir werden aussprechen, was ist und die AfD als eine faschistischePartei im Werden angreifen. Dabei müssen wir Alternativen zum Kapitalismus wieder offensiv indie Diskussion bringen und zugleich auf der Straße und in Betrieben die Menschen dafürgewinnen, gemeinsam für ein besseres Leben aktiv zu werden. Nur so können wir den sozialenund kulturellen Nährboden der Rechten austrocknen.Nicht unsere guten Programme und Analysen werden die Welt verändern. Für uns sindBasisbewegungen die Herzkammern von Veränderung. Ohne öffentlichen Druck, ohne starkeBewegungen von unten, ohne das gemeinsame Engagement wird die Akkumulation von Reichtumund Produktionsmitteln in den Händen der Wenigen nicht beendet.Um dazu Perspektiven zu öffnen, brauchen wir gemeinsame Lernräume und eine Kampagnen-und Öffentlichkeitsarbeit, die zuspitzt, Gegner benennt, Wut aufgreift und Hoffnung schürt,Gemeinsamkeiten symbolisch sichtbar macht und Interessengegensätze zuspitzt.Wir streiten für lebendigere und stärkere Gewerkschaften und wollen viel mehr aktiveGewerkschafter*innen und Betriebsrät*innen für die LINKE gewinnen. Dazu werden wir zusammenmit Bündnispartner*innen die Diskussion über betriebliche Verankerung und die politischeBedeutung unserer Mitglieder am Arbeitsplatz beginnen.Denn wenn die Menschen nicht anfangen, sich ganz unmittelbar für ihre eigenen Interesseneinzusetzen, Konflikte mit Unternehmen und Staat auszufechten und sich dabei als bewusster Teileiner gesellschaftlichen Gruppe mit gemeinsamen Interessen zu begreifen, wird es kam einsozialistisches Projekt geben, das sich in der vielfältigen Arbeiter*innenklasse verankern oder gardurchsetzungsfähig und hegemonial werden kann.Um Chauvinismus und Co-Management zu bekämpfen und um sich eine umfassende undgesamtgesellschaftliche Perspektive anzueignen, brauchen auch die Gewerkschaften dieErfahrung von Solidarität über den eigenen Betrieb und die unmittelbaren Probleme hinaus.Umgekehrt brauchen die sozialen Bewegungen die organisierte Arbeiter*innenklasse für einemassenhafte Perspektive des Umbruchs.Starke Gewerkschaften und lebendige Bewegungen allein reichen dafür aber nicht aus. Wirmüssen auch bereit sein die Machtfrage zu stellen und uns fragen, wie wir gemeinsam gewinnenkönnen. Uns ist dabei klar, dass die Macht von Regierungen stark begrenzt ist. Staat undParlament sind kein Fahrrad, auf das man sich einfach setzen und in beliebiger Richtung losradeln2495051525354555657585960616263646566676869707172737475767778798081828384858687888990919293949596kann. Der Staat sichert die Eigentumsverhältnisse durch Gewalt und Konsens. Gleichzeitigbeinhaltet er historische Errungenschaften. Er ist Kräfteverhältnis und Kampffeld zugleich.Die Aussicht auf linkes Regieren kann für uns nur als rebellisches Aufbegehren gegenüber demKapital, dem bürgerlichen Staatspersonal und den Medien gedacht werden. Dabei ist esnotwendig, dass DIE LINKE auch ausspricht, was mit ihr nicht zu machen ist. So heißt es imErfurter Programm: „An einer Regierung, die Kriege führt und Kampfeinsätze der Bundeswehr imAusland zulässt, die Aufrüstung und Militarisierung vorantreibt, die Privatisierungen derDaseinsvorsorge oder Sozialabbau betreibt, deren Politik die Aufgabenerfüllung des ÖffentlichenDienstes verschlechtert, werden wir uns nicht beteiligen.“Bisherige Versuche linker Regierungsbeteiligungen zwingen uns als Partei dazu, dieKräfteverhältnisse und Bedingungen genauer zu diskutieren und unsere Praxis zu verändern. DieGeschichte der rot-grünen Bundesregierung, der Niedergang der Rifondazione Comunista, dieNiederlagen von Syriza und des Chavismus und die Erfahrungen unserer Regierungsbeteiligungenin den Bundesländern sind für uns Anlass zur Suche nach einem Ausweg.Manche von uns betonen dabei das Scheitern aller Versuche linker Regierungen im Kapitalismus.Andere verfolgen die Perspektive einer linken Regierung, die zusammen mit gesellschaftlicherMacht von unten antikapitalistische Strukturreformen durchsetzt. Und wieder andere setzen auf dieStrategie einer Reformregierung, die mit dem Neoliberalismus bricht und sozial-ökologischeEinstiegsprojekte auf den Weg bringen kann.Wo die LINKE regiert, bleibt sie jedenfalls unter dem, was möglich wäre. Wir wollen daher über dieChancen und Grenzen einer anderen, rebellischen Praxis sprechen, um im Bündnis mitBewegungen und Initiativen die wirkliche Macht viel stärker herauszufordern. Dafür brauchen wireine LINKE, die zu einem nützlicheren Werkzeug wird, um das Leben der Ausgebeuteten undUnterdrückten tatsächlich spürbar zu verbessern.Doch bisher ist das Parteileben der LINKEN noch stark auf Wahlen und Parlamentsarbeitausgerichtet. Wir wollen auf parlamentarische Arbeit natürlich nicht verzichten. Studien undparlamentarische Anfragen bringen Themen ans Licht und Untersuchungsausschüsse treiben denpolitischen Gegner in Bedrängnis. ManchReformvorhaben wird verabschiedet und auch einefunktionierende Kommunalfraktion kann bei der Verankerung im Kreisverband helfen.Die parlamentarische Struktur reproduziert allerdings die Logik des bürgerlichen Staates. Diefreien Abgeordneten – angeblich nur ihrem Gewissen unterworfen – müssen sich für die kleinstenErfolge in Ausschüssen und Kommissionen den Respekt und die Anerkennung der anderenParteien erwerben, müssen ihre Sprache und ihre Denkweise lernen. Sie stehen untereinander inKonkurrenz um Aufmerksamkeit und Listenplätze und arbeiten wie Chefs kleiner Unternehmen.Auch die Parteiarbeit an der Basis ist oft geprägt von einer Parlamentarisierung von unten, voneinem Sitzungs- und Gremiensozialismus, der nur selten zur praktischen und organisierendenArbeit führt. Diese Kultur verbindet sich zuweilen mit einem antikapitalistischen Verbalradikalismus,der aber zahnlos bleibt, weil er jenseits von gelegentlichen Events und Demonstrationen nicht inkonkrete Initiativen mündet.Was wir machen.Wir setzen uns dagegen für eine Partei ein, die klassenorientiert im Alltag wirkt: Wir arbeiten aneiner LINKEN, die durch Projekte und Kampagnen vor Ort, in Betrieben, Nachbarschaften,Schulen und Hochschulen mit Aktiven daran mitwirkt, die Interessen zu organisieren unddurchzusetzen. So entstehen neue Ideen, politischer Mut und die Lust auf eine andere Welt. Dasverlangt allerdings nach einer nachhaltigen Veränderung unserer Parteikultur.Dabei können wir viel von der Arbeit lernen, die viele Genoss*innen vor Ort bereits tun:persönlicher Kontakt bei Haustürgesprächen, ansprechende Bildungsarbeit und das offeneWahlkreisbüro als Back-office linker Bündnisarbeit. Durch solche Unterstützungsarbeit können wirSolidarität im Alltag erfahrbar machen.3979899100101102103104105106107108109110111112113114115116117118119120121122123124125126127128129130131132133134135136137138139140141142143144145146Wir arbeiten daran, eine glaubhafte und überzeugende Antwort auf die Zuspitzung der Klimakrisezu finden. Wir stehen vor enormen gesellschaftlichen Umbrüchen. Die Frage, wie eine sozial-ökologische Wende konkret aussehen soll, vor allem aber, wie sie gegen die Interessen derHerrschenden durchgesetzt werden kann, ist noch offen.Es geht dabei um eine existenzielle Frage von größter Dringlichkeit, die eine ganze Generationaktivieren und politisch prägen kann. Was Vietnam für die internationale Dimension von ‘68 war,4kann die Klimafrage heute sein; sie bietet wie Fragen der Wohn- und GesundheitspolitikAnknüpfung für grundlegende Systemkritik.Auch der globale Rechtsruck ist einer der wesentlichen Politisierungsgründe junger Menschen unddie Eintrittswelle in die LINKE geht auf das große Bedürfnis nach einer linken Antwort gegen denrechten Aufschwung zurück. Wenn es uns gelingt, ein aktivistisches Angebot im Kampf gegenRechts zu machen, können wir diese neue Generation von Aktivist*innen langfristig für linke Politikgewinnen.Wir erkennen an, dass migrantische Organisierung in Partei- und bewegungspolitischenZusammenschlüssen oft mit Hürden verbunden ist. Dies möchten wir aktiv bekämpfen undgemeinsam mit Menschen mit Rassismuserfahrung Politik machen.In diesem Sinne wollen wir die Erfahrungen gelungener Organisierungs- und Kampagnenarbeitsystematischer auswerten. Wir wollen darauf drängen, die personellen Ressourcen auf Bundes-,Landes- und Kreisebene noch stärker zu nutzen. Wir denken die Partei als Ort des voneinanderLernens und arbeiten an einer Kultur der politischen Bildung an der Basis.So könnte aus der LINKEN gleichzeitig Bewegungspartei, wirkungsvolle Opposition undantikapitalistische Gestaltungskraft werden, die durch Kämpfe um konkrete Reformen die Machtund das Selbstvertrauen der Vielen vergrößert. Eine politische Kraft, die um Hegemonie in derGesellschaft kämpft, indem sie ihre Radikalität und Nützlichkeit im Alltag beweist.DIE LINKE wird sich nicht von selbst und auch nicht von heute auf morgen erneuern. AlsBewegungslinke wollen wir uns dennoch auf den Weg machen und an mittelfristigen Strategienund theoretischer Selbstverständigung arbeiten.Wir wissen, dass wir viele sind und noch viel mehr werden müssen. Tausende neue Genoss*innensind in die Partei eingetreten, die in keiner der etablierten Strömungen mehr zuhause sind. DIELINKE wird nur dann zu einer organisierenden, verbindenden und politisch zuspitzenden Kraftwerden, wenn wir zusammen mit den neuen Mitgliedern in der Parteipraxisexperimentieren undzeigen, wie verbindende und internationalistische Klassenpolitik im Hier und Heute gelingen kann.Darum sammeln wir uns in der Bewegungslink