Kategorie: Mitgliederversammlung

Bericht der Mitgliederversammlung

Am 16. Dezember 2023 haben wir mit vielen Genoss:innen und einigen Gästen der Bewegungslinken in Hannover diskutiert, Pläne geschmiedet und auch ein bisschen gefeiert! Danke an alle die da waren und zu dieser schönen Mitgliederversammlung beigetragen haben. Nach Jahren der Auseinandersetzungen und der zuletzt erfolgten Abspaltung, ging es auch darum, Bilanz zu ziehen: Was haben wir erreicht? Was haben wir noch vor? – und vor allem: Welche Aufgaben sehen wir für uns in der neuen Anordnung in der Partei, unter veränderten Kräfteverhältnissen und angesichts Tausender neuer Mitglieder, die bereits gekommen sind und hoffentlich noch weiter zu uns stoßen werden?

Wir haben die politischen Schwerpunkte für das Jahr 2024 beschlossen, einen Antrag zur Profilschärfung der Bewegungslinken solidarisch diskutiert und abgestimmt, sowie uns einen Plan zur Stärkung von „Die Linke hilft“ gemacht.

In den neuen Ko-Kreis wurden Katharina Dahme (Niedersachsen), Kathi Gebel (Saarland), Katharina Grudin (NRW), Jary Koch (Berlin), Rhonda Koch (Berlin), Raik Ohlmeyer (Sachsen-Anhalt), Elisa Otzelberger (Niedersachsen), Felix Pithan (Bremen), Ben Stotz (Berlin) und Daniel Weidmann (Berlin) gewählt. Bundesparteitagsdelegierte sind Katharina Dahme und Rhonda Koch (Ersatz: Kathrin Gebel, Elisa Otzelberger und Christina Zacharias ) und Christian Arnd (Ersatz: Daniel Weidmann, Karl-Heinz Paskuda, Darius Mikutat, Raul Zelik und Tobias Umbreit).

Völlig klar: Es bleiben harte Bretter zu bohren für uns als Linke, auch im Jahr 2024. Dafür gilt es, in den kommenden Wochen ein bisschen die Batterien aufzuladen, um gestärkt im neuen Jahr an der Erneuerung und im Aufbau der Partei weiterhin unseren Beitrag zu leisten.

Beschlüsse:

Einladung zur Mitgliederversammlung der Bewegungslinken 2023

Liebe Genossinnen und Genossen, 

wir laden alle Mitglieder der BAG Bewegungslinke ganz herzlich zu unserer diesjährigen Mitgliederversammlung am 16. Dezember von 10:00 bis 17:00 Uhr im Freizeitheim Vahrenwald in Hannover ein. Für diejenigen, die Freitag Abend anreisen wollen, haben wir ein spannendes Abendprogramm mit tollen Gästen vorbereitet: 19:30 Uhr geht es los mit einem Podiumgespräch „Ausstiege aus der Autogesellschaft – Fahren wir zusammen?“. Wir freuen uns dafür Carola Rackete (Kandidatin zur Europawahl) gewonnen zu haben. Auch Sarah-Lee Heinrich, bis vor kurzem Bundessprecherin der Grünen Jugend hat zugesagt. Komplettieren wird die Runde voraussichtlich Jens Schäfer (angefragt), Betriebsratsvorsitzender bei ZF Hannover und Vorstandsmitglied von IG Metall.

Samstag Vormittag steht die Debatte über unser Comeback als eine starke, klassenpolitische und sozialistische Partei im Mittelpunkt: Welche Funktion ergibt sich dabei für die Bewegungslinke? Was sind unsere Aufgaben in der nächsten Zeit?

Danach wollen wir Arbeitsprogramm und Finanzplan für 2024 mit euch diskutieren und abstimmen. Ob die Umsetzung der Kampagne #wirfahrenzusammen oder die Zukunftskonferenz 2.0, die gewerkschaftliche Vernetzung oder der Europawahlkampf: Lasst uns die Schwerpunkte unserer Arbeit diskutieren und 2024 planen. Zudem haben wir als Ko-Kreis einen Antrag zur Profilschärfung der Bewegungslinken gestellt, den wir gerne mit euch diskutieren wollen. Ein weiterer spannender Antrag „Für eine konkrete Solidaritätspraxis in der LINKEN“ steht auch zur Debatte.

Im letzten Teil des Tages werden wir den neuen Ko-Kreis turnusgemäß wählen. Uns liegen Kandidaturen von: Katharina Dahme, Kathi Gebel, Katharina Grudin, Jary Koch, Rhonda Koch, Raik Ohlmeyer, Elisa Otzelberger, Felix Pithan, Ben Stotz und Daniel Weidmann.

Während der gesamten Mitgliederversammlung gibt es das Angebot einer Kinderbetreuung, bitte meldet eure Kinder unter Angabe von Alter bei uns an.

++ Zur Anmeldung geht es hier ++

++ Falls ihr noch Änderungsanträge einbringen möchtet, meldet euch bitte unbedingt vorher bei uns und schickt euren Antrag bis zum 10. Dezember 2023 per Mail an kontakt@bewegungslinke.org

++ Wichtige Berichte und Anträge
1)Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ – BAG Bewegungslinke – Rechenschaftsbericht des Koordinierungskreises Zeitraum 12/2021 – 12/2023
2) Antrag „Arbeitsprogramm 2024
3) Antrag „Profil schärfen – fest in den Prinzipien, flexibel in der Bündnispolitik
4) Antrag Finanzplan 2024 der BAG Bewegungslinke
5) Antrag Für eine konkrete Solidaritätspraxis in der LINKEN

Solidarische Grüße

Euer Ko-Kreis

Die Zukunft ist jetzt!

Die Welt ist im Wandel. Die Krisen, die wir als Gesellschaft durchleben, überschlagen sich. Wir befinden uns am Beginn einer tiefen Rezession. Die Kipppunkte im Klimasystem werden erreicht und die Klimakatastrophe wird mit jedem Tag sichtbarer. Zeitgleich sterben täglich Menschen beim Krieg in der Ukraine, die Gefahr einer weiteren Eskalation bis hin zum nuklearen Ernstfall wächst. Neofaschistische Parteien erfahren europaweit starken Zuwachs. Steigende Kosten führen zu Massenverarmung. 

DIE LINKE muss angesichts dieser Konflikte und anstehender Verteilungskämpfe ihren Platz finden, als einzige linke Oppositionspartei jenseits der Ampel auf der einen Seite und als antifaschistisches Bollwerk gegen die autoritär-nationalistische AfD auf der anderen Seite. Sie muss konkrete Antworten liefern, wie sie die ökologische Frage und die Klassenfrage verbindet, wie ihr friedens- und außenpolitisches Projekt der Zukunft aussieht und wie sie den Kampf gegen Faschisten erfolgreich führen will. Unsere Aufgabe als Bewegungslinke innerhalb der Partei ist, daran aktiv mitzugestalten, Initiativen für eine organisierende Linke in der Partei zu stärken, die Partei als ernsthafte Partnerin gewerkschaftlicher wie sozialer Bewegungen weiter aufzubauen. Das alles zusammen mit den Kräften in der Partei, die den Willen haben, mit der LINKEN aufkommende gesellschaftliche Konflikte aufzugreifen. 

Gelingt uns das, dann hat die LINKE eine Zukunft. Die Alternative wäre ein schmerzvoller Untergang, der nachhaltige katastrophale Auswirkungen für die gesamte gesellschaftliche Linke haben würde. Doch trotz aller innerparteilichen Konflikte und gesellschaftlichen Herausforderungen haben wir Hoffnung und wollen mutiger vorangehen. In den vergangenen Jahren haben sich uns viele Genoss:innen angeschlossen. Mit über 1000 Mitgliedern bringen wir als Bewegungslinke viele Erfahrungen und Ideen mit, die helfen können, uns durch schwere Zeiten zu manövrieren. Natürlich müssen auch wir besser werden und weiter lernen, aus Erfolgen, aber vor allem auch aus Fehlern. Wir sind entschlossen, DIE LINKE zu einer organisierenden, verbindenden und politisch zuspitzenden Kraft zu machen. Das setzt voraus, die inneren Spaltungen zu überwinden. 

Sozial-ökologische Transformation statt marktorientierte Wende

Extreme Trockenheit, Überschwemmungen und Hitze sind die Vorboten der Klimakatastrophe. Statt erneuerbare Energien auszubauen und stärker zu fördern, setzt die Ampel-Koalition auf fossile Ressourcen durch den Import von Fracking-Gas, verlängert die Laufzeit der Atomenergie und schaut zu, wie der ÖPNV vor die Hunde geht. Statt den Nahverkehr auszubauen und das 9-Euro-Ticket wie zum Beispiel in Spanien durch eine Übergewinnsteuer weiterlaufen zu lassen, wird nun ein 49-Euro-Ticket eingeführt, das für die wenigsten eine bezahlbare Alternative darstellt. Die wenigen klimapolitischen Maßnahmen, die die Bundesregierung tätigt, werden nicht durch Vermögensabgaben oder Reichensteuern finanziert, sondern sollen von denjenigen bezahlt werden, die am wenigsten zur CO2-Belastung beitragen. Die Einmalzahlung zur Gasrechnung im Dezember spricht für sich: Die Reichen dürfen weitermachen wie bisher, obwohl das reichste 1 Prozent doppelt so viele Emissionen verursacht wie die ärmsten 50 Prozent der ganzen Weltbevölkerung. Der grüne Kapitalismus – die Mär davon, dass Markt, Wachstum, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz miteinander vereinbar seien – führt nicht nur zu mehr globaler Ungerechtigkeit, sondern spielt auch den Rechten und Klimaleugnern in die Hände. Die Klimakrise muss daher ein Schwerpunktthema für die LINKE sein. Für uns als Bewegungslinke ist dabei entscheidend, dass linke Antworten die Klassenfrage ins Zentrum stellen, ohne bei der Klimafrage Abstriche zu machen. In der kommenden Zeit sollten wir dafür kämpfen, den Energiesektor in öffentliches Eigentum zu überführen, ohne für die Altlasten von RWE und Co aufkommen zu müssen. Wir sollten für den Ausbau eines guten öffentlichen Nahverkehrs kämpfen, in dem wir die “9 Euro weiterfahren Kampagne” fortsetzen und diese sukzessive in Bündnisse zur Begleitung der kommenden Tarifauseinandersetzung im Nahverkehr überführen. Wird die Ampel die Atomkraft nicht nur verlängern, sondern wieder einführen, werden wir helfen, eine neue Anti-Atombewegung auf die Beine zu stellen. Wird die Ampel Fracking in Niedersachsen auf den Weg bringen, werden wir als LINKE mit zu den Protesten gehen. Werden die Beschäftigten in der von den industriellen Umbrüchen betroffenen Branchen nicht sozial abgesichert, werden wir an ihrer Seite dafür kämpfen. 

Der Krieg in der Ukraine – gemeinsam Auswege suchen

Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat bereits zahlreiche Menschenleben gekostet. Für uns als internationale LINKE wirft der Krieg viele Fragen für die Zukunft auf, auf die wir Antworten finden müssen: Wie kann eine anti-imperialistische, öko-sozialistische Friedenspolitik auf der Höhe der Zeit aussehen, angesichts einer nicht vorhersehbaren Eskalationsdynamik, sich abzeichnender neuen Blockkonfrontation, verstärkter Konkurrenz um Energie auf dem Weltmarkt, Aufrüstung sowie dem Erstarken von Nationalismus und der transnationalen, neo-faschistischen Rechten?

Die Partei hat den russischen Angriffskrieg und den Versuch, Grenzen und Einflusssphären zu verschieben, klar verurteilt. Seit Jahren betreibt Putin eine expansive Politik, die darauf abzielt, Macht zu akkumulieren und den russischen Einflussbereich gegenüber der NATO zu erhalten und auf Kosten vormaliger GUS-Staaten zu vergrößern. Hierbei ist die Ukraine bereits seit den Maidan-Protesten und der Annexion der Krim 2014 auch Schauplatz geopolitischer Konflikte imperialistischer Mächte. Der jüngste Überfall Russlands hat über die Grenzen der Ukraine hinaus eine besorgniserregende Entwicklung verschärft, unter anderem durch neue Aufrüstungsprogramme in vielen europäischen Ländern. Für unser politisches Handeln ist es wichtig, den Charakter der Auseinandersetzung zu erfassen: Der imperialistische Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ist sowohl ein Krieg zwischen beiden Ländern als auch ein Stellvertreterkrieg zwischen Russland und der Nato, der schon länger andauert. Die Ukraine wurde von Russland in einen alternativlosen Verteidigungs- und Unabhängigkeitskrieg gezwungen, der noch Jahre dauern kann. Für uns ist klar:  Angriffskriege erfordern internationale Solidarität mit den Überfallenen. DIE LINKE steht nicht auf der Seite der Herrschenden, weder im Lager Russlands oder der NATO. Wir kämpfen für eine Welt jenseits der Spaltung in imperialistische Lager, wir sind an der Seite derjenigen, die sich für Selbstbestimmung und demokratische Souveränität stark machen. Dabei ist es mit Blick auf die Ukraine wichtig, auch auf Probleme wie Oligarchenherrschaft und aggressiven Nationalismus hinzuweisen. Die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine, mit den Menschen, die desertieren oder in Russland gegen den Krieg protestieren, sind für uns zentral. 

In Übereinstimmung mit dem Beschluss des BPT stellen wir uns gegen Rüstungsexporte und Waffenlieferungen und für die Ausschöpfung nicht-militärischer Möglichkeiten. Es braucht Verhandlungen und wirtschaftlichen wie diplomatischen Druck auf Russland. In diesem Sinne plädieren wir für eine Versachlichung der Debatte über Sanktionen. Wirtschaftssanktionen sind ein nicht-militärischer Weg Druck auszuüben, um Russland zu einem Truppenabzug und/oder Friedensverhandlungen zu bewegen. Gezielte Sanktionen schränken mittelfristig die finanziellen und wirtschaftlichen Kapazitäten Russlands ein, Krieg führen zu können. Dazu macht DIE LINKE Druck auf die Bundesregierung und die EU, um auch China und Indien für einen Frieden in der Ukraine zu gewinnen. Russland versucht seine wirtschaftlichen Verluste über neue Handelsabkommen mit Indien und China zu kompensieren. Für eine schnellstmögliche Verhandlungslösung braucht es daher auch diplomatischen Druck Chinas und Indiens auf Russland.

Die bloße Forderung nach Verhandlungen – ohne jegliche Druckmittel – würde uns als LINKE unglaubwürdig machen, und wäre de facto eine Entsolidarisierung mit den Menschen in der Ukraine. Gleichzeitig setzen wir uns für eine zielgerichtete Diskussion über Sanktionen ein. In Europa und dem Globalen Süden leiden viele Menschen unter den Folgen des Krieges und des Wirtschaftskriegs zwischen dem Westen und Russland. Deswegen wenden wir uns gegen Sanktionen auf Lebensmittel und lebenswichtige Güter wie zum Beispiel Energie – egal, ob sie vom Westen oder durch Blockaden Russlands ausgelöst werden. Wir wenden uns darüber hinaus gegen Maßnahmen, die den Austausch zwischen den Menschen in den Machtblöcken erschweren wie VISA-Restriktionen oder den Boykott von Kultur- und Austauschveranstaltungen. Dem aufkommenden Nationalismus gegenüber Ukrainer:innen und Russ:innen stellen wir uns entschieden entgegen.

Um den steigenden Energiepreisen entgegenzuwirken, fordern wir die Einführung einer Übergewinnsteuer für Mineralölkonzerne und Stromproduzenten, genauso wie die Stärkung der energiepolitischen Unabhängigkeit von Russland, Saudi-Arabien, Katar oder der USA. Eine einfache Rückkehr zur Abhängigkeit vom russischen Gas darf es nicht geben. Neue langfristige Abhängigkeiten vom Fracking-Gas in den USA sind in Zeiten des aufsteigenden Autoritarismus auch keine akzeptable Option.

Die LINKE muss als einzige Friedenspartei die Gefahr eines Atomkriegs klar benennen und sich gegen die gefährliche Eskalationsdynamik stellen, die wir derzeit erleben. Bemühungen für Verhandlungen mögen auf den ersten Blick aussichtslos wirken – Versuche, die Eskalation nicht weiter zu befeuern, sind trotzdem richtig. Ein zeitgemäßer Internationalismus von unten müsste den Ruf nach Friedensverhandlungen mit einer klaren Kritik des Putin-Regimes, der Forderung nach einer europäischen (und globalen) Energiewende, einer gerechten Finanzierung der Wiederaufbaukosten, Armutsbekämpfung und der Enteignung der Oligarchen (in Russland wie der Ukraine) verbinden. Derzeit müssen wir realistisch sehen, dass eine solche europäische Friedensbewegung nicht in Sicht ist. Umso wichtiger ist es, als LINKE den Dialog zu suchen und Vorschläge für gemeinsame Perspektiven zu entwickeln. Dazu gehört auch, konkreter darzulegen, wie wir eine internationale Friedens- und Sicherheitsordnung erreichen wollen, für die wir werben. Im Verlauf des Krieges wurden die Rufe von Liberalen und Konservativen im Land immer lauter, dass Deutschland nun auch eine militärische Führungsmacht werden solle. Das lehnen wir entschieden und auch vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte ab. Wir kämpfen für Abrüstung statt Aufrüstung und wollen 100 Milliarden in unsere Zukunft, für die sozial-ökologische Transformation, investieren.

Genug ist genug – an der Seite der Klasse und nicht vergessen: Kein Fußbreit dem Faschismus

Wir befinden uns am Beginn einer tiefen Rezension. Im September dieses Jahres lag die Inflationsrate bei 10 Prozent. Der Verbraucherpreisindex für Energie bei 43,9 Prozent, für Nahrungsmittel bei 18,7 Prozent. Das bedeutet Verarmung für große Teile der Bevölkerung. Jeder Sechste in Deutschland verzichtet aktuell auf eine Mahlzeit am Tag, weil die Lebensmittel zu teuer geworden sind. Die steigenden Preise führen bei vielen Menschen zu Angst, Frust und punktuell auch zu Protest. Die hohen Preise treffen vor allem Lohnabhängige, Millionen Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten, Student:innen und Rentner:innen. Kampagnen wie #ichbinarmutsbetroffen zeigen eindrucksvoll, wie in einem der reichsten Länder der Welt Menschen trotz Unterstützung hungern und frieren müssen. 

Gerade jetzt braucht es eine LINKE, die soziale Wut auf die Straße und auch in die Parlamente bringt. Die derzeitigen und kommenden Tarifauseinandersetzungen in der Metall- und Elektrobranche sowie im Öffentlichen Dienst sind und werden harte Auseinandersetzungen. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit wird es sein, die Tarifauseinandersetzungen zu unterstützen und sie im Sinne einer gesamtgesellschaftlichen Entlastungsbewegung mitaufzubauen. In diesem Sinne verstehen wir „Genug ist Genug“ als eine vielversprechende Bündnisformation, in welcher wir neben anderen als LINKE aktiv sind: organisatorisch wie inhaltlich. Denn Inflation heißt nicht nur steigende Preise, Inflation heißt auch Verteilungskampf von unten nach oben. Hohe Preise sind zugleich auch hohe Gewinne für viele Konzerne, die sich an der Not der Menschen bereichern. Unsere Aufgabe besteht darin, unsere Forderungen wie etwa die konsequente Besteuerung von Vermögen oder die Einführung einer Übergewinnsteuer zu popularisieren. 

Aber wir nehmen auch wahr, dass große Teile des Protests – insbesondere im Osten der Bundesrepublik – reaktionäre, nationalistische Antworten auf die Krise geben. So profitiert die AfD derzeit am meisten von den Entwicklungen. Der Aufbau starker, linker Sozialproteste ist daher auch notwendig gegen das Wiedererstarken der Rechten. Unsere Aufgabe muss dabei sein, deutlich zu machen, dass rechte Propaganda, Verschwörungstheorien oder Putin-Sympathien nichts auf unseren Kundgebungen und Protesten zu suchen haben. Die LINKE kann in der kommenden Zeit stärker werden, wenn sie es schafft, organischer Teil der Proteste zu werden und gleichzeitig überzeugende Antworten gibt, wie die Verarmung großer Teile der Bevölkerung verhindert werden kann: Kriegsprofiteure zur Kasse, Energieversorgung in öffentliche Hand, Fortsetzung des 9-Euro-Tickets, schnelle unkomplizierte Hilfen im Winter. Wir sind die einzige Partei, die schnelle und realisierbare Antworten auf die Krise hat, die zugleich sozial gerecht und ökologisch nachhaltig sind. Wir halten es für falsch, subtil Offenheit in das AfD-Wähler:innenlager auszustrahlen. Nicht die Grünen, sondern die AfD ist die gefährlichste Partei im Bundestag. 

Von passiven zu aktiven Mehrheiten 

Wenn wir als Partei in Zukunft eine Rolle spielen möchten, müssen wir unser Profil als linkssozialistische Kraft schärfen. Wir wollen eine Partei sein, die gesellschaftliche Opposition stärkt und den Widerstand organisiert, eine Partei, die den demokratischen Sozialismus anstrebt. Diese LINKE, an der wir seit 2012 arbeiten, verbindet unterschiedliche Klassenmilieus und ist daher schon immer herausgefordert, verschiedene Anliegen in einem politischen Projekt, der LINKEN, zu bündeln. Als Bewegungslinke wollen wir über die Formulierung der Wendepunkte zeigen, an welchen Kernfragen diese Anliegen und Interessen zusammenkommen, aber auch wo sie durchsetzbar sind. Unsere Wendepunkte formulieren legitime Erwartungen und Ansprüche auf ein glückliches und gesundes Leben, die mehrheitlich geteilt werden, hinter denen also mindestens passive Mehrheiten stehen. Unsere Aufgabe ist es, im Dialog und im Bündnis mit Bewegungen, Gewerkschaften, Basis-Initiativen und all jenen, die noch nicht organisiert sind, aktive Mehrheiten aufzubauen. So können wir als LINKE parlamentarisch und außerparlamentarisch ausstrahlen, dass es uns um eine echte Veränderung und Verbesserung im Hier und Jetzt, mit Perspektive einer sozialistischen Zukunft, geht: Mit einem echten Mietenstopp, einer konsequenten Verkehrswende, dem Verbot von Waffenexporten oder der Abschaffung der Fallpauschalen ließen sich Anliegen bündeln und eine relevante gesellschaftliche Kraft erschaffen.

In diesem Sinne muss die LINKE Widerstands- und Oppositionspartei sein, nicht allein, um Verschlechterungen zu verhindern, sondern auch, damit Lust und Energie für einen wirklichen politischen Aufbruch entstehen können. Dazu müssen wir auch deutlich machen, dass wir dieses Land rebellisch regieren wollen – im Konflikt mit den Herrschenden, im Bündnis mit allen, die auf ein besseres Leben hoffen und dafür kämpfen wollen. Die LINKE, die wir aufbauen wollen, diskutiert auf Augenhöhe mit den Leuten, nicht über sie – sie versucht jene zu organisieren und zu unterstützen, die das Leben jeden Tag besser machen: Betriebs- und Personalräte, Aktive in der Geflüchtetenarbeit, Aktive in Mieter:inneninitiativen oder Klimaaktivist:innen. Und sie wendet sich offen an die, die schwanken und nach Alternativen suchen. 

Mit denen, die die Partei aufbauen wollen

Der Weg der LINKEN war auch ein schwerer: Wir haben viel gestritten, sind aber auch immer wieder zusammengekommen. Heute ist nicht allen mehr an einem gemeinsamen, pluralen linken Projekt gelegen. Ein Teil der Partei geht seit 2016 einen eigenen Weg, gründete Konkurrenzprojekte wie Aufstehen, agiert seit Jahren gegen Programmatik und Parteitags- und -vorstandsbeschlüsse und kokettiert damit, eine neue Partei zu gründen. Lange Zeit wurde um Kompromisse und gegenseitige Absprachen gerungen, wie etwa gemeinsame Beschlüsse zur Migrationspolitik von Parteivorstand und Bundestagsfraktion belegen. Heute ist offensichtlich, dass die Gräben unüberwindbar sind. In allen gesellschaftlich kontrovers diskutierten Fragen seit 2016 hat es aus der LINKEN widersprüchliche Antworten gegeben, weshalb sie mittlerweile als völlig beliebig wahrgenommen wird und in alle Richtungen an Zustimmung verliert. Wer heute den Kritiker:innen von Wagenknecht Spaltung vorwirft, dem sei entgegnet: Wagenknecht und alle, die Programme und Beschlüsse der LINKEN ignorieren, betreiben die Spaltung der eigenen Mitgliedschaft und Anhänger:innen seit Jahren, indem sie bei den Themen Migration, Klima, Corona und dem Angriffskrieg Russlands nicht die Positionen der Partei nach außen vertreten, sondern mitunter das Gegenteil. Dass viele unserer früheren Wähler:innen uns nicht mehr wählen, ist selbstverständlich auch die Folge davon, dass prominent und wiederholt verkündet wurde, DIE LINKE vertrete die Interessen der Beschäftigten nicht mehr. Selbst wenn dies so wäre, was wir bestreiten, wäre es die Aufgabe der Parteimitglieder, sich für eine entsprechende Schärfung eines solchen Profils einzusetzen, statt öffentlich die eigene Partei zu diskreditieren und Teile ihrer Mitglied- und Anhängerschaft als Lifestyle-Linke zu beleidigen. 

Wir haben kein Verständnis mehr für solch parteischädigendes Verhalten und keine Angst vor einer Abspaltung von einem Teil der Bundestagsfraktion. Die Partei hat sich wiederholt und mit großen Mehrheiten für eine klassenorientierte, internationalistische, feministische, antifaschistische und ökologische Programmatik entschieden. An diejenigen, die als harter Kern nur noch gegen die Partei Politik machen wollen, werden wir uns nicht klammern. Wir kämpfen um jede:n enttäuschte:n Genoss:in, um mit uns in der Partei zu bleiben und werben dafür wieder in DIE LINKE einzutreten.

Das heißt auch: Wir unterscheiden zwischen denen, die sich längst gegen eine solche LINKE entschieden haben und über alternative Projekte nachdenken und denen, die anderer Meinung sind als wir, womöglich auch Anhänger:innen von Wagenknecht sind, aber nach wie vor Interesse daran haben, diese LINKE wieder auf die Beine zu bringen und gemeinsam mit uns dafür streiten wollen. Wir laden alle Genoss*innen ein – spektren- und strömungsübergreifend – mit uns den Weg eines solidarischeren Miteinanders und des Aufbruchs zu gehen. Wir sind überzeugt, dass es eine Partei links der Ampel braucht und vertrauen darauf, die Kraft aufbringen zu können, die LINKE wieder zu einer starken sozialistischen Partei aufzubauen.

Ko-Kreis der Bewegungslinken

November 2022

Das gesamte Papier als PDF.

Einladung zur Mitgliederversammlung der BAG Bewegungslinke

Liebe Genoss*innen, 

wir laden alle Mitglieder der BAG Bewegungslinke ganz herzlich zu unserer Mitgliederversammlung am 26. November 2022 von 10:00 bis 18:00 Uhr in Kassel ein. 

Seit Wochen brechen die Nachrichten über eine mögliche Spaltung der Partei nicht ab – wir erleben seit einem Jahr einen massiven Mitgliederverlust in der LINKEN und wir wissen, dass der aktuelle Zustand der Partei viele unserer Mitglieder in der Bewegungslinken in den letzten Monaten frustriert hat. Deshalb wollen wir bei der diesjährigen Mitgliederversammlung inhaltlich und strategisch ausführlich über unsere Strategie und Arbeitsvorhaben im Jahr 2023 diskutieren: Welche Partei wollen wir sein und welchen Weg wollen wir gehen? Wie kann eine anti-imperialistische, öko-sozialistische Friedenspolitik auf der Höhe der Zeit aussehen? Wie schaffen wir die sozial-ökologische Transformation so schnell wie möglich? Wie unterstützen wir die Sozialproteste und betrieblichen Kämpfe, sodass sie ein Erfolg werden? Wie schaffen wir es als linke Partei eigenen Akzente im Kampf gegen rechts zu setzen? Auch werden wir gemeinsam mit euch das Jahr 2022 auswerten, über unsere feministische Arbeit berichten und die Vertrauensgruppe der BAG Bewegungslinke wählen lassen.

Wir schlagen folgende Tagesordnungspunkte vor:

10:00 Uhr Begrüßung

10:10 Uhr Wahl der Tagungsleitung, Beschlussfassung über die Tagesordnung, Dringlichkeitsanträge

10:20 Uhr Bericht: Bilanz 2022

10:30 Uhr Vorstellung des Strategiepapiers 

11:00 Uhr Arbeitsgruppe-Phase: Workshop I | Workshop II | Workshop III

12:30 Uhr Mittagspause

13:30 Uhr Generaldebatte 

14:30 Uhr Abstimmung des Strategiepapiers

14:45 Uhr Behandlung des Antrags zur Gründung einer Vertrauensgruppe

15:00 Uhr Vorstellung der Vertrauensgruppe und Abstimmung

15:30 Uhr Behandlung weiterer Anträge

16:30 Uhr Abschlusspodium Baraye Azadi – Für die Freiheit im Iran!

18:00 Uhr Verabschiedung

Für diejenigen, die Freitag Abend am 25. November anreisen wollen, haben wir ein spannendes Abendprogramm mit Aktiven aus den Sozialprotesten – in Bewegungen und Betrieben – vorbereitet. Zögert nicht euch auch für den Freitag anzumelden – gegen eine Spende (so viel ihr habt bis 40 €) bekommt ihr einen Schlafplatz in einem Mehrbettzimmer in der Jugendherberge Kassel. Gebt das ruhig bei der Anmeldung an. 

25. November 2022 | ab 19:00 Uhr Empfang bei einem Kamingespräch (Café Buch Germaniastraße 14, 34119 Kassel)Übernachtung in der Jugendherberge Kassel.

26. November 2022 | 10:00 – 18:00 Uhr Mitgliederversammlung (Philipp-Scheidemann-Haus (Holländische Str. 74, 34127 Kassel)

Solidarische Grüße

Euer Ko-Kreis

Der Zukunft zugewandt. Mit klaren Inhalten und einem schlagkräftigen Team.

Am 26. und 27. Februar beginnt mit dem digitalen Parteitag eine neue Epoche der LINKEN, die wir als Bewegungslinke prägen wollen und werden. Wir haben uns gegründet, um die Erfolge und Erneuerungen der letzten Jahre zu vertiefen und stärker in die Basis hineinzutragen. Wir machen uns stark für eine organisierende und bewegungsorientierte Partei, die sich auf viele Initiativen und Bewegungen stützt und die unterschiedlichen Perspektiven innerhalb der Klasse erfolgreich verbindet. Dieser Weg ist mühsam, aber vielversprechend und wird inzwischen von fast 700 Genoss:innen gemeinsam vorangetrieben.

Für die Parteivorstandswahlen unterstützen wir Kandidat:innen, die diese Vorstellung einer bewegungsorientierten, aktiven und organisierenden Zukunft für DIE LINKE als Mitgliederpartei teilen und ausgestalten. Die gemeinsam an einer politischen Kultur feilen, die selbstermächtigend ist und zum Mitmachen einlädt und die im Vorstand zusammen einen Plan für eine noch stärkere Verankerung entwickeln. 

Beim Parteitag werben wir für ein hervorragendes Ergebnis für Janine Wissler als neue Vorsitzende und verbinden mit ihr und Susanne Hennig-Wellsow als weibliche Doppelspitze ein Aufbruchssignal, welches DIE LINKE so dringend braucht.

Besonders werben wir für Jana Seppelt als Kandidatin für den stellvertretenden Vorsitz, denn die Partei braucht auch künftig eine engagierte und erfahrene Gewerkschafterin in der engeren Führung. Zudem rufen wir zur Wahl von Tobias Pflüger und Ates Gürpinar als stellvertretende Vorsitzende auf. 

Bei der Wahl des Bundesgeschäftsführers sprechen wir uns mit Blick auf die Bundestagswahl in wenigen Monaten klar für den amtierenden Wahlkampfleiter Jörg Schindler aus. 

Zum erweiterten Parteivorstand unterstützen wir mit Kenja Felger, Maja Tegeler, Birgül Tut, Daphne Weber sowie Bettina Gutperl und Sabine Skubsch eine ganze Reihe von klugen und engagierten Genossinnen und machen uns bei der gemischten Liste ebenso für Maximilian Becker, Lorenz Gösta Beutin, Janis Ehling, Thies Gleiss, Konstantin Gräfe, Johannes König, Niema Movassat, Raul Zelik und Jan van Aken stark. Bitte wählt sie alle in den nächsten Parteivorstand!

Wir befinden uns gesellschaftlich in einer Krise, die noch lange dauern wird und tiefgreifende gesellschaftliche Auseinandersetzungen hervorruft. Es geht um etwas bei diesem Parteitag, besonders weil wir uns unter den Bedingungen der Pandemie schon mitten im Superwahljahr befinden, bei dem die politischen Konjunkturen und gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse überhaupt nicht ausgemacht sind. 

Zusammen mit vielen engagierten Delegierten aus aktiven Kreisverbänden und dem Jugend- und Studierendenverband stellen wir uns der Aufgabe, die beste unfertige Partei der Welt beim Parteitag auf die Zukunft vorzubereiten. Gehen wir dies gemeinsam an – mit klaren Inhalten und einem schlagkräftigen Team.